Die Atmung als Quelle unserer Energie

Atmen ist Leben, trotzdem schenkt man diesem Vorgang normalerweise wenig Aufmerksamkeit. In den westlichen Kulturen verbindet man mit Atmung hauptsächlich den äußeren Vorgang des Luftaustauschs in der Lunge. Dieser Austausch kommt aber nur durch die innere Atmung zustande, die zwischen den einzelnen Zellen des Körpers und dem Blut stattfindet. Auch die Hautatmung spielt in der Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen eine wichtige Rolle. Der Atemrhythmus wiederum wird von unseren psychischen Zustand beeinflusst, ebenso wie er sich auch unseren Bewegungen ständig anpasst. Im Taoismus spielt die Atmung noch eine weitere wichtige Rolle, nämlich der Aufnahme von Ki (chinesisch Qi oder Chi), jener feinstofflichen Essenz, die die Grundlage jedes Lebens ist. Mit verschiedenen Atemtechniken wird versucht, diese Lebensenergie aufzunehmen und zu vermehren, die Anwendungen reichen dabei von der Gesundheitsvorsorge bis zur Kampfkunst.

Thich Nhat Hanh, buddistischer Mönch
Grundlagen der Atmung

Einatmen ist ein Vorgang des Öffnens und der Aufnahme von Energie, man ist dadurch aber leichter verletzbar. Diese Tatsache kann sicherlich jeder Kampfsportler bestätigen, der während des Einatmens einmal einen Tritt oder Schlag einstecken musste. Beim Ausatmen hingegen schließen und schützen wir uns und können Energie abgeben.

Dieses Prinzip bedingt, dass in der Kampfkunst vor der Ausführung einer Technik eingeatmet und während der Ausführung ausgeatmet wird, ein Vorgang, der am Ende auch in einem Schrei (Kihap) mündet. Grundsätzlich sollte immer durch die Nase ein- und durch die Nase und den Mund ausgeatmet werden. In der Nase wird die Atemluft vorgewärmt und durch die Nasenschleimhaut angefeuchtet, Flimmerhaare filtern Staub und Verschmutzungen aus der Atemluft. Die Ausatmung durch den Mund erleichtert die Entspannung und das Beruhigen der Atmung.

Üben der richtigen Atmung für die Kampfkunst

Auch richtiges (energetisches) Atmen will geübt werden! Üben kann man im Liegen, Sitzen oder Stehen, ganz nach Lust und Laune:

Beim Einatmen berührt die Zungenspitze sanft den Gaumen gleich hinter den Zähnen, mit der Vorstellungskraft wird das Ki zum unteren Dantian (Punkt ca. zwei Fingerbreit unterhalb des Nabels) geleitet und dort gesammelt. Danach erfolgt ein möglichst tiefes Ausatmen, aber frei jeder Anstrengung. Am Beginn sollte man dem natürlichen Atemrhythmus folgen. Mit zunehmender Entspannung und dem Freiwerden von Gedanken werden die Atemzüge dann automatisch langsamer, ruhiger und tiefer.

Da Liu, Tao der Gesundheit und Lebensfreude
Methoden der Atmung
  • Brustatmung
    Bei der Brustatmung wird die Atmung durch den Brustkorb gesteuert, er hebt sich beim Einatmen und senkt sich beim Ausatmen. Obwohl als natürliche Atmung sehr verbreitet, ist die reine Brustatmung ineffizient und kann nicht das ganze Lungenvolumen nutzen.
  • Bauchatmung
    Beim Einatmen dehnt sich der Bauch aus, das Zwerchfell bewegt sich nach unten. Beim Ausatmen zieht sich der Bauch wieder zusammen und das Zwerchfell bewegt sich wieder nach oben. Das Ausdehnen und Zusammenziehen des Bauches erfolgt dabei durch leichte Anspannung der Bauchmuskeln. Durch die Bewegung des Zwerchfells ist es möglich die volle Lungenkapazität zu nutzen, die Bewegungen des Bauchs massieren sanft die inneren Organe und verbessern die Funktionen des Verdauungstrakts und des vegetativen Nervensystems. Aufgrund der positiven gesundheitlichen Aspekte sollte man versuchen, die Bauchatmung nicht nur in der Kampfkunst, sondern auch im Alltag zu seiner natürlichen Atmung zu machen. Dies gelingt durch regelmäßiges Üben, durch Selbstbeobachtung und Korrektur.