Der geistige Aspekt der Kampfkunst

Als Anfänger in der Kampfkunst ist man zunächst mit dem Erlernen neuer Bewegungsabläufe konfrontiert, dem Aufbau von Kraft, Kondition und Beweglichkeit – der Entwicklung körperlicher Fähigkeiten. Meist unbemerkt beginnt aber auch bereits von Beginn an eine Formung des Charakters und der Persönlichkeit des Schülers.

Förderung der Persönlichkeit und des Charakters

Die ständigem Wiederholungen der Grundtechniken fordern die Geduld und Ausdauer des Übenden. Die Korrekturen des Lehrers fördern die Fähigkeit eigene Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Die am Anfang anstrengenden und auch oft schmerzhaften Übungen erhöhen das Durchhaltevermögen des Schülers. Beim gemeinsamen Training wird Höflichkeit, Rücksichtnahme und Respekt gegenüber dem Partner geübt. Der Erfolg beim Erlernen neuer Techniken und das Überwinden eigener Schwächen fördert das Selbstvertrauen und ermöglicht ein sicheres Auftreten. Durch das gesteigerte Selbstbewusstsein werden Ängste und Aggressionen abgebaut, man wird ausgeglichener und toleranter. Diese positiven Effekte stellen sich im Laufe der Zeit ganz von selbst ein – die einzigen Voraussetzungen dafür sind das Vorbild des Lehrers und die Bereitschaft des Schülers Neues anzunehmen und an sich arbeiten zu wollen.

Buddha
Einheit von Körper und Geist

Die enge Wechselwirkung zwischen unseren Emotionen und körperlichen Reaktionen sind wohl jedem bekannt: Erstarren vor Angst, plötzliches Herzklopfen bei Erschrecken, Unwohlsein im Magen bei Sorge, Erröten, wenn wir uns für etwas schämen, Unruhe bei Unsicherheit, usw.

Diese Wechselwirkung funktioniert aber auch in der anderen Richtung: Wenn wir beispielsweise unruhig und aufgeregt sind, können wir uns mit tiefen und langsamen Atemzügen beruhigen, entspannen wir unseren Körper, entspannen wir auch unseren Geist.

In der Kampfkunst ist es natürlich von besonders großer Bedeutung, dass Emotionen unser Handeln nicht beeinflussen. Durch spezielle Übungen, wie Atemtechniken oder Meditation, wird versucht Emotionen zu kontrollieren. Die Konzentration auf das momentane Tun erleichtert es, störende Gedanken vorüberziehen zu lassen , wie die Wolken am Himmel. Ist der Geist entspannt, ist es auch der Körper. Ist der Geist auf ein Ziel fokussiert, ist es auch der Körper – Voraussetzung, um eine Technik effektiv einsetzen zu können.

Wir sollten uns auch im Alltag angewöhnen, uns auf das was wir gerade tun, zu konzentrieren. Warum müssen wir Autofahren und gleichzeitig telefonieren? Warum müssen wir Musik hören und gleichzeitig lesen? Warum müssen wir essen und uns gleichzeitig unterhalten? Es mag gute Gründe geben, alles gleichzeitig zu machen, aber es gibt auch wichtige Gründe es nicht zu tun:

Geschichte aus dem Zen
Das Ich

In der Kampfkunst ist es wichtig seine Stärken zu kennen, aber vor allem auch seine Schwächen. Das Ich zu erkennen kann durchaus auch schmerzhaft sein und doch ist es notwendig, um weiter voran zu kommen. Wann haben Sie sich das letzte Mal Zeit genommen, über sich selbst nachzudenken, über ihre Wünsche und Träume, ihre Ideale und Ziele, ihre Ängste, über ihr Leben und ihren Weg? Das Wichtigste finden wir in uns selbst, vorausgesetzt, wir sind ehrlich zu uns selbst und nehmen uns auch die Zeit dafür!

Lao-Tse
„Das kann ich nicht, weil …“

ich zu dick, zu dünn, zu unbeweglich, zu alt, zu ungeschickt, usw. bin. Es liegt leider in der Natur des Menschen nach Möglichkeit immer den bequemen Weg zu suchen, was in diesem Fall bedeutet, sich zu überlegen, warum man gewisse Dinge NICHT tun kann. Oder man orientiert sich an den Vorurteilen anderer, wie z.B.: „Das kannst Du doch nicht machen, dafür bist Du viel zu dick!“. Im Sinne der Kampfkunst sollte man sich jedoch überlegen, wie man das Optimalste unter den gegebenen Rahmenbedingungen erreichen kann. Das klingt Ihnen zu theoretisch? Ich versuche es mit ein paar Beispielen:

  • Ungeschickt bedeutet nur, dass man sich mehr anstrengen muss, um etwas zu erlernen.
  • Beweglichkeit lässt sich durch entsprechende Dehnungsübungen erreichen.
  • Das Alter kann durch Erfahrung und dem Akzeptieren der verminderten Körperleistung kompensiert werden.
Konfuzius
Konfuzius