Der Formenlauf (Poomse) im Tae-Kwon-Do

Leider wird der Formenlauf oft von vielen Schülern abgelehnt und nur als notwendiges Übel zum Bestehen einer Prüfung betrachtet. Der Grund liegt meist im mangelnden Verständnis für den Sinn und den Hintergrund dieser Übung.

Die Bewegungsformen der Kampfkünste blicken auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. Zum einen dienen sie zum Erlernen und Vertiefen der Techniken, zum anderen boten sie in der Vergangenheit auch die Möglichkeit ohne Verletzungsgefahr zu üben, da Schutzkleidung oder der kontaktlose Kampf früher nicht üblich waren.

In den Bewegungsformen werden Abläufe geübt, wie sie in einer Kampfsituation gegen einen oder mehreren Gegnern eingesetzt werden können. Dabei vermitteln sie nicht nur die Techniken, sondern vor allem ein Gefühl für deren Zusammengehörigkeit im Kampf. Dabei kommen auch Techniken zum Einsatz, die in der Selbstverteidigung eine wichtige Rolle spielen, auch wenn sie im sportlichen Wettkampf verboten sind.

Der fortgeschrittene Formenläufer wird erkennen, dass sich die Bewegungen einer Form harmonisch aneinander fügen, nichts ist überflüssig oder fehlt, keine Technik ist zu langsam oder zu schnell. In einem Zustand der Harmonie, frei von überflüssigen Gedanken oder Vorstellungen ist der Übende mit der Form verbunden und erreicht damit jenen Zustand, der von Anfang an beabsichtigt war. Ohne die Form zu verändern, wird der Ausführende sie durch seine Persönlichkeit interpretieren und ihr dadurch Ausdruck und Individualität verleihen.

Im heutigen Tae-Kwon-Do werden im wesentlichen zwei Formenschulen unterrichtet, die Hyongs des ITF und die Taeguks des WTF.

Hyongs

General Choi Hong Hi schuf 24 Übungsfiguren, die “eine Bestandsaufnahme über alle Bewegungen gestatten, indem sie Sparring, Kraftproben, Kraftstücke und die charakteristische Schönheit der Kunst darstellen” (Zitat aus dem Buch Taekwon-Do von General Choi Hong Hi). Im folgenden möchte ich diese Figuren und ihre Bedeutung näher vorstellen:

Taeguks

Die Taeguk-Formen und die neun Meister-Poomsen wurden von einem Gremium koreanischer Großmeister im Interesse eines gemeinsamen Tae-Kwon-Do und mit dem Ziel keine der vorhandenen Stilrichtungen zu bevorzugen, neu geschaffen. Der Name “Taeguk” bedeutet frei übersetzt “Größe der Ewigkeit” und soll den Ursprung alles Seins symbolisieren, ohne Anfang und Ende, ein Zustand ständiger Wandlung. Als Diagramme für die neuen Taeguk-Poomse wählte man die acht Zeichen der Macht aus dem I-Ging, dem Buch der Wandlungen, welches auch als das Weltenorakel bezeichnet wird. Jedes dieser acht Zeichen beinhaltet einen Grundgedanken der asiatischen Philosophie, dieser Gedanke ist der jeweiligen Bewegungsform zugeordnet. Vier dieser Zeichen (Himmel, Erde, Wasser und Feuer) finden sich auch in der koreanischen Nationalfahne wieder.